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1. Mai in Kuba: Solidarität mit Palästina und Kritik an US-Blockade

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Im Mittelpunkt der 1-Mai-Demonstrationen: Die Kritik an der US-Blockade ...
Im Mittelpunkt der 1-Mai-Demonstrationen: Die Kritik an der US-Blockade ...

Havanna. Am 1. Mai haben sich im sozialistischen Kuba wieder Hunderttausende auf den zentralen Plätzen versammelt, um den Tag der Arbeit zu begehen. Wie staatliche Medien berichten, beteiligten sich im ganzen Land vier Millionen Menschen.

In Havanna fanden sich noch vor Sonnenaufgang rund 200.000 Personen zur zentralen Kundgebung auf der "antiimperialistischen Tribüne", an der Uferpromenade Malecón, ein. Der Präsident des Gewerkschaftsdachverbands CTC, Ulises Guilarte de Nacimiento, hielt wie üblich die zentrale Rede auf der gut zweistündigen Kundgebung, die von einem Musikprogramm eingerahmt wurde. Darin verurteilte er die US-Wirtschaftsblockade, deren Folgen sich "negativ auf den Konsum, die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten sowie auf die Kaufkraft der Löhne" auswirkten. Die Blockade schränke auch "den Zugang zu Materialien und Rohstoffen für unsere Industrie ein" und setze "Finanzinstitute und Unternehmen, die mit Kuba handeln wollen, weltweit unter Druck".

Es gebe "keinen Sektor, der nicht von diesen Auswirkungen betroffen ist", so de Nacimiento, der zugleich hausgemachte Unzulänglichkeiten kritisierte. Die kubanischen Arbeiter, als "Eigentümer der wichtigsten Produktionsmittel", müssten eine bessere Kontrolle ausüben und "Korruption, Disziplinlosigkeiten und Illegalitäten unnachgiebig bekämpfen". Die Staatsunternehmen müssten gestärkt und das Angebot an Waren und Dienstleistungen, über Kooperationen mit dem Privatsektor, ausgeweitet werden. Dort müsse jedoch dem Thema der Arbeiterrechte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, forderte de Nacimiento.

Auch die Solidarität mit Palästina war Thema auf der Kundgebung. Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel erschien mit Kufiya neben Raúl Castro und anderen Revolutionsveteranen. In der Menge waren mehrere Palästina-Flaggen zu sehen, die teilweise von angehenden palästinensischen Ärzten getragen wurden, die in Havanna ein kostenloses Medizinstudium absolvieren. Scharf kritisierte de Nacimiento die "Komplizenschaft der USA" angesichts der "Verbrechen der israelischen Regierung gegen das palästinensische Volk".

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... und Solidarität mit Palästina
... und Solidarität mit Palästina

"Wir bleiben nicht gleichgültig gegenüber diesen schweren Verletzungen des Völkerrechts", so de Nacimiento.

Zumindest akustisch ist die Botschaft an Washington angekommen. Die US-Vertretung in Havanna befindet sich nur wenige Meter von der im Jahr 2000 errichteten "antiimperialistischen Tribüne" entfernt. Da der Tag der Arbeit in den USA kein Feiertag ist, dürften einige Büros während der Kundgebung besetzt gewesen sein.

Auch in anderen Städten fanden Maikundgebungen statt. Eine der größten davon in der ostkubanischen Provinzhauptstadt Holguín, die mit 200.000 Teilnehmern laut der Lokalzeitung "Ahora" gleich viele Personen wie die Veranstaltung in Havanna gezählt hat.

Landesweit waren nach offiziellen Angaben vier Millionen Personen auf den Straßen, eine Million weniger als 2022 und rund 40 Prozent weniger als im Rekordjahr 2018, als 6,6 Millionen Teilnehmer gezählt worden sind.

Die traditionelle Parade auf dem Revolutionsplatz war aufgrund der anhaltenden Treibstoffkrise dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge an die Uferpromenade verlegt worden. Statt wie üblich Busse zu organisieren, waren dieses Jahr nur die Anwohner von fünf fußläufig angrenzenden Stadtteilen zur Teilnahme aufgerufen.