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Agrarreform in Kolumbien: Regierung übergibt erneut Land an Kleinbauern

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1.500 Familien wurden mit Landübergaben und Anerkennung der Besitztitel entschädigt
1.500 Familien wurden mit Landübergaben und Anerkennung der Besitztitel entschädigt

Bogotá. Im Rahmen der Agrarreform hat die Regierung von Gustavo Petro weitere rund 6.000 Hektar Land an kleinbäuerliche Familien in elf Gemeinden des Landes übergeben und 163 Eigentumstitel zur Formalisierung des Landbesitzes ausgestellt.

Dabei handelt es sich um Entschädigungen für Familien, deren Land widerrechtlich von bewaffneten Gruppen oder Großgrundbesitzern entwendet wurde.

Laut dem Landwirtschaftsministerium profitierten an nur einem Tag mehr als 1.500 Familien in den Departamentos Bolívar, Córdoba, Antioquia, Cauca, Meta, Cesar, Magdalena und Huila von der Übergabe und Legalisierung der Ländereien.

"Dies ist die größte Landübergabe an die Bauernschaft an einem einzigen Tag in der Geschichte Kolumbiens", sagte Präsident Petro. Die gleichzeitigen Aktionen in verschiedenen Regionen des Landes wurden von der Ministerin für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Jhenifer Mojica, und dem Direktor der Nationalen Landagentur (ANT), Felipe Harman, sowie anderen Einrichtungen des Nationalen Agrarreformsystems geleitet.

Die Übergabe wurde in Homenage an Narciso Beleño begangen, einem Bauernsprecher, der am 21. April in Santa Rosa del Sur (Bolívar) ermordet wurde. Der Name der Landvergabe soll daran erinnern, dass viele Menschen im Kampf um Landrechte und das Wohlergehen ihrer Gemeinden ermordet wurden.

"Die Agrarreform bedeutet, der zweiten oder dritten Generation der acht Millionen vertriebenen Familien, die alles verloren haben, eine Chance zu geben. Aus diesem Grund ist die Agrarreform unaufhaltsam, denn Kolumbien kann keine Zukunft entwickeln, wenn wir die Vergangenheit nicht aufarbeiten", erklärte Ministerin Mojica bei der Veranstaltung.

Die Agrarreform ist eine der vielen Reformen, die Petros Regierung anstrebt und vor allem gegen die rechte Opposition vertreten muss. Auf Anordnung des Präsidenten soll 2024 "das Jahr der Agrarreform" sein. Prozesse des Landerwerbs und der Landformalisierung sollen erleichtert und beschleunigt werden.

ANT-Direktor Harman erklärte, dass das Budget für die Reform in diesem Jahr auf rund fünf Milliarden US-Dollar erhöht wurde. Außerdem werde die interinstitutionelle Koordinierung verbessert und die Käufe und Weitergaben amtlich zertifiziert. Denn eine der großen Hürden für die Landbevölkerung ist die Informalität: das ländliche Eigentum ist historisch schon immer informell vergeben und angeeignet worden. Kolumbien sei nach wie vor eines der Länder mit der höchsten Landkonzentration.

Zudem betonte er, dass die Agrarreform nicht nur zur Gerechtigkeit für den ländlichen Raum beitragen solle. Ziel sei es auch, die Nahrungsmittelproduktion zu steigern, so dass jeder Landwirt, der seine Parzelle übernimmt, einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssouveränität leistet.